Der Begriff der sinnlichen Erkenntnis bei Immanuel Kant und Alexander Gottlieb Baumgarten - Eine Annäherung an die Perzeptionsgeschichte in der europäischen Aufklärung -
Main Author: | Dr. Petra Vogler |
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Format: | info publication-workingpaper Journal |
Terbitan: |
, 2020
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Subjects: | |
Online Access: |
https://zenodo.org/record/4317868 |
Daftar Isi:
- Die Grundfragen, welche im Rahmen der Epistemologie, also der Erkenntnislehre, gestellt werden, lauten u.a. „wie und inwiefern beteiligen sich die Sinne und der Verstand am Erkennen“, „wie kommt Erkenntnis zustande“ oder „was ist Erkenntnis überhaupt“? Hierzu führt Thaliath in seinem Aufsatz zur sinnlichen Erkenntnis (2018) folgende Überlegungen aus: „Seit der Grundlegung der Episteme- und der Epistemologie – von Platon wird an der Zusammenwirkung bzw. an der korrelativen Beteiligung der Sinne und des Verstandes am Erkennen kaum gezweifelt. Man erkennt durch die Sinne und den Verstand. Allerdings sind diese durchaus verschiedenen Fähigkeiten des Subjekts in Bezug auf die Natur und das Ausmaß ihrer Beteiligung am Erkennen kaum gleichgestellt worden. Stattdessen werden sie im Erkenntnisprozess hierarchisch unterteilt. Den Sinnen schreibt Platon eine niedrige Funktion zu, nämlich die unvollkommene oder unpräzise Wahrnehmung von Gegenständen, die in ihrem Seinsmodus ebenso unvollkommene Abbilder von Ideen ausmachen. Dagegen ist der epistemische Zugang zu den vollkommenen und ewigen Ideen notwendigerweise eine geistige Schau (Thaliath 2018: 2).“ Diese epistemische Grundansicht wird auch von Descartes in der Frühmoderne weiter vertreten; er beschreibt die sinnlichen Wahrnehmungen als eine „Vorphase des Erkennens“, d.h. es bedarf bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken der klärenden und ordnenden Beteiligung des Verstandes. Diese Vorrangstellung des Verstandes vor der Sinnlichkeit wurde, so Thaliath, auch „in der postkartesischen Philosophie des Rationalismus weiter expliziert“ und dann in der Transzendentalphilosophie Kants weiter ausgeführt (vgl. Thaliath 2018: 2). In seiner Lehre der Sinnlichkeit, der Transzendentalen Ästhetik – einem Teil der Kritik der reinen Vernunft -, erörtert Kant diese Vorrangstellung des Verstandes gegenüber der Sinnlichkeit. Im Anschluss wird der erste Teil seiner Transzendentalen Elementarlehre im Detail wiedergegeben und kommentiert.