«Das ist die Frage, ob man's steuern kann, seinen Körper»: Praxeologische Betrachtungen des Kindergartenalltags

Main Authors: Sieber Egger, Anja, Unterweger, Gisela
Format: Book publication-section Journal
Bahasa: deu
Terbitan: transcript , 2020
Subjects:
Online Access: https://zenodo.org/record/4046508
Daftar Isi:
  • Beitrag im Sammelband «Praxeologie in der Historischen Bildungsforschung: Möglichkeiten und Grenzen eines Forschungsansatzes» 10.5281/zenodo.4045831. Um Anleitung durch die Kindergärtnerin und die Inkorporierung von Normen geht es im Beitrag von Anja Sieber Egger und Gisela Unterweger, der mit schulethnologischen/-ethnografischen Perspektiven die alltägliche »Vollzugswirklichkeit« [1] von Praktiken des geleiteten Spiels im Kindergarten in den Blick nimmt. Er untersucht die Relevanz der Materialität für das Sprechen und die Positionierung von Körpern anhand des spielerischen Umgangs mit einer Sandwanne und diskutiert die Bedeutung von Artefakten für das raumzeitliche Verhalten von Subjekten, in diesem Fall von Kindern zwischen vier und sechs Jahren. Die Autorinnen betrachten Wechselbeziehungen von Interaktionen, Körperlichkeit und Artefakten (Materialität) mit Blick auf die Sinnhaftigkeit von Praktiken. Dabei wird einerseits mit Bezug zu Bourdieu von einer als habituell gebundenen Inkorporierung von implizitem Wissen und den auf diese Weise konstituierten Praktiken ausgegangen. Andererseits zeigt die Verwendung der die Analyse leitenden Begriffe der Aneignung, Aushandlung, Positionierung und Adressierung eine gewisse performative und situative Offenheit des hier zugrundeliegenden Praktikenbegriffs an, durch welche das jeweilige Verhalten der Akteurinnen und Akteure mitbestimmt ist. Entsprechend der übergeordneten Frage nach »Kinder[n], die auffallen« fokussiert der Beitrag von Sieber Egger und Unterweger stark das Verhalten eines ›Jimmy‹ genannten Jungen, der den Normen und Erwartungen der Kindergärtnerinnen im Hinblick der auf Konzentration, Sauberkeit, Behutsamkeit und Ordentlichkeit ausgerichteten Spielpraktiken mit der Sandwanne nicht immer gerecht werden kann. Jimmys Verstösse beim Sandwannenspiel gelten insofern als interessant, als dass sie eine Krise markieren und Facetten einer – teils nicht vollzogenen – Inkorporierung von Praktiken sichtbar werden lassen. Wie in dieser Situation Jimmy pädagogisch adressiert, Subjektivierung ermöglicht oder verschlossen und Differenz markiert wird, steht im Zentrum der Fallstudie, die auch Positionierungen, Profilierungen und Adressierungen der Kinder untereinander – und damit ihr Wissen um situativ adäquate Praktiken – berücksichtigt. Damit können mindestens zwei Anerkennungs- und Adressierungsmomente und -akteure kollidieren: das von der Kindergärtnerin beaufsichtigte Spiel und zugleich die Erwartung, Freunden Nähe und Aufmerksamkeit zu bezeugen. [1] Hillebrandt 2015, S. 35, 40 u. 44. (Vollständige Bibliografie s. Einführung zum Sammelband 10.5281/zenodo.4046311 S. 46.)
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