COVID-19-Pandemie in: Gabler Wirtschaftslexikon Online (1.5.2020)

Main Author: Weerth, Carsten
Format: Book publication-section
Bahasa: deu
Terbitan: , 2020
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Online Access: https://zenodo.org/record/3779897
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  • COVID-19-Pandemie Definition: Was ist "COVID-19-Pandemie"? Weltweite Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus (ein Corona-Virus) von einem Wildtiermarkt in der 11-Millionen-Metropole Wuhan, Provinz Hubei, China, in 187 Staaten (nach WHO-Angaben: 213 Staaten, Ländern und Wirtschaftsgebieten). Durch das Virus wird COVID-19 ausgelöst (Coronavirus disease 2019), die von einem symtomlosen Verlauf bis hin zu einem schweren Atemwegsyndrom (Lungenentzündung) führen kann. Mehr als drei Million Menschen haben sich Anfang Mai 2020 weltweit infiziert, mehr als 230.000 Menschen sterben an COVID-19 (Stand: 1.5.2020). Das öffentliche Leben in Deutschland und vielen europäischen Staaten und weltweit kommt zum Stillstand (Lockdown oder Shutdown): Schulen, Kindergärten und Spielplätze werden geschlossen, der Flugverkehr wird stark reduziert und zum Teil eingestellt, der Einzelhandel und Restaurants werden geschlossen, Gottesdienste, Konzerte, Kultur- und Sportveranstaltungen werden abgesagt, Hotels schließen. Die Industrie stellt in vielen Unternehmen freiwillig ihre Produktion ein, in Teilen wird auf Pandemie-, Krisen- oder Kriegswirtschaft umgestellt (z.B. Produktion einfacher Schutzmasken und alkoholbasierter Desinfektionsmittel), andere Unternehmen beteiligen sich in Form von Spenden (Airbus fliegt mehrfach nach China und bringt Atemschutzmasken nach Europa, um sie in Deutschland, Frankreich, Spanien und dem UK zu verteilen, sog. Airbus airlift). Großveranstaltungen werden bis Ende August 2020 abgesagt. Auch das Oktonberfest 2020 wird abgesagt. Eine Maskenpflicht wird in allen Bundesländern für die Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs (und überwiegend für das Einkaufen im Einzelhandel) eingeführt. Ausführliche Definition im Online-Lexikon Weltweite Verbreitung des SARS-CoV-2-Virus von einem Wildtiermarkt in der 11-Millionen-Metropole Wuhan, Provinz Hubei, China, in 187 Staaten (nach WHO-Angaben: 213 Staaten, Ländern und Wirtschaftgsgebieten). 1. Ursprung des Virus: Das Schwere Atemwegssyndrom COVID-19 wird von einem Corona-Virus ausgelöst, das vermutlich von einem Wildtier (Fledermaus oder Schuppentier) auf den Menschen übergesprungen ist (sog. Zoonose). In China entstehen auf den Wildtiermärkten auf Grund der Nähe zu engbewohnten Städten häufig neue Virus-Erkrankungen - insbesondere Influenza-Viren (z.B. Vogelgrippe, Schweinegrippe) und Corona-Viren (z.B. SARS, MERS). 2. Inkubationszeit und Erkrankung: Das SARS-CoV-2-Virus hat eine Inkubationszeit von vermutlich 5 bis 14 Tagen und wird daher erst spät erkannt. Im Gegensatz zum ersten SARS-Virus, das sich tief in der Lunge repliziert und vervielfältigt hat, ist der Hauptangriffspunkt des SARS-CoV-2-Virus der Rachen, weswegen die COVID-19-Erkrankung über eine Tröpfcheninfektion und Schmierinfektion schnell verbreitet wird. Aber auch andere Organsysteme wie der Darm oder das Herz-Kreislaufsystem können betroffen werden. Besonders schwer betroffen sind ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. 3. Auftreten, Verbreitung und weltweite Pandemie: Der COVID-19-Ausbruch lässt sich auf Dezember 2019 und die 11-Millionen Metropole Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei zurückführen. China ist bis Ende Januar 2020 das Epizentrum des COVID-19-Ausbruchs. Danach verbreitet sich die COVID-19-Erkrankung weltweit über Geschäftsreisende und Urlauber. Über Forschungen zum Mutationsstammbaum des SARS-CoV-2-Virus lässt sich die zeitliche und geografische Verbreitung genau nachvollziehen. Zunächst sind Südkorea und Singapur betroffen, später kommen Iran und Italien/Spanien hinzu. Das SARS-CoV-19-Virus wird in Deutschland Ende Januar 2020 fast zeitgleich aus drei Ríchtungen von Belgien/Niederlande, Italien und Iran eingeschleppt. Karnevalsveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen tragen zur Verbreitung genauso bei wie Ausbrüche in Norditalien und Österreich in Skigebieten und Rückreisende aus dem Iran und aus China. Da sich COVID-19 weltweit schnell verbreitet wird am 11. März 2020 der weltweite Pandemiefall von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen. Anfang Mai 2020 ist COVID-19 in 187 Staaten der Welt verbreitet. Die WHO beschreibt die Verbreitung mit 213 Staaten, Ländern und Wirtschaftsgebieten. 4. Auswirkungen auf das öffentliche Leben: Durch die dynamische Entwicklung in Italien ist die Politik und das öffentliche Gesundheitswesen alarmiert und durch viele Testungen wird Ende Januar 2020 die erste COVID-19-Infektion in Deutschland nachgewiesen. Mitte März 2020 werden von allen 16 Bundesländern die Schulen und Kindergärten (sowie Spielplätze) bis Ende der Osterferien 2020 geschlossen. Diese Schließungen werden dann bis 3.5.2020 verlängert, nur Abschluss- und Übergangsklassen dürfen in Kleingruppen zurück in die Schule. Universitäten stellen ihren Betrieb ein. Der Spielbetrieb vieler Sportligen in Deutschland und Europa wird eingestellt. International werden u.a. die Fußball-EM 2020 und die Olympischen Sommerspiele 2020 in Japan verschoben. Am 23.3.2020 spricht das Auswärtige Amt eine noch nie dagewesene weltweite Reisewarnung aufgrund der Pandemie aus (die bis 11.6.2020 verlängert wird). Rückholaktionen aus zahlreichen Urlaubsländern für mehr als 200.000 Reisende werden organisiert. In manchen Ländern mit totalitären Systemen werden Ausgangssperren verhängt. Auch in der EU werden in Teilen von Italien, Spanien und Frankreich aufgrund der Schwere des Ausbruchs Ausgangssprerren verhängt. In Deutschland entschließen sich die Bundesländer leicht unterschiedlich ausgestaltete Kontaktsperren auszusprechen, die kontrolliert und sanktioniert werden (Bußgeldkataloge werden in der Folge erstellt - Bußgelder und Strafen variieren zw. 100 Euro und 25.000 Euro). Innerhalb der EU und des Binnenmarktes wird der freie Personenverkehr im Schengenraum eingeschränkt. Grenzkontrollen werden wieder eingeführt: von Österreich nach Italien, von Frankreich nach Deutschland und Deutschland nach Polen und Tschechien werden Grenzen stark kontrolliert und für grundlos Reisende geschlossen (Deutschland schließt die Grenzen in die Schweiz, nach Österreich, Frankreich, Polen und Tschechien; Grenzpendlern aus der Gesundheitsbranche bleibt der Grenzübertritt erlaubt). Die Europäische Union ist zunächst von der Dynamik überfordert und die nationalstaatliche, mitgliedstaatliche Handlung der Mitgliedstaaten führt zu einer Verschärfung der Krise der Europäischen Union. Erst mit einem Monat Verspätung beginnt eine mitgliedstaatübergreifende Solidarität und Kranke aus Spanien, Frankreich, Luxemburg und Italien werden in Deutschland behandelt, Hilfslieferungen treffen in Italien ein. Auch Cuba, Russland und China helfen in Italien, das besonders schwer von der Pandemie betroffen ist. In Deutschland wir die Kapazität von Notfallbetten mit Beatmungsgeräten im März 2020 verdoppelt. Die Bundeswehr spendet 60 Beatmungsgeräte an das besonders schwer betroffene UK. Besonders stark betroffen sind die USA und hier die Metropole New York City und der gesamte Bundesstaat New York. Ausgangssperren werden in Teilen der USA und in Indien verhängt. 5. Wirtschaftliche Auswirkungen: Durch den dynamischen Verlauf der Pandemie entscheiden mehr und mehr Länder, die Ausbreitung von COVID-19 durch Einschränkung des öffentlichen Lebens und der Wirtschaftsaktivitäten zu verlangsamen (Lockdown, Shutdown). Besonders schwer betroffen sind der Einzelhandel, die Gastronomie und der Tourismus/die Reisebranche, die produzierende Industrie sowie alle Unternehmen, die im Rahmen ihrer Produktionsprozesse auf Vormaterialien aus China angewiesen sind. Aus Gründen des Infektionsschutzes und wegen fehlender Vormaterialien stellen große Unternehmen wie Volkswagen, Audi, Mercedes und BMW ihre Produktion ein. Neben dem Schutz der Arbeiter sind oftmals weltweit die just-in-time Lieferketten unterbrochen. Weltweit gehen die Börsen auf Talfahrt. Die Wirtschaftskrise ist größer als die Immobilienkrise 2008. Hilfsprogramme werden in Deutschland und der EU auf den Weg gebracht, welche Steuerstundungen, Kredite und Kurzarbeitergeld umfassen. Viele kleine und mittlere Unternehmen und sog. Solo-Selbstständige fürchten um ihre Existenz und Insolvenzen drohen. Das Insolvenzrecht (Insolvenzordnung) wird in Deutschland angepasst (PandemiefolgenabmilderungsG). Der wirtschaftliche Abschwung ist nicht auf Deutschland und die EU beschränkt, sondern betrifft den Welthandel und die Weltwirtschaft. Rufe nach einer teilweisen Rückabwicklung der Globalisierung, insbes. für krisenrelevante Güter (Schutzmasken, Medikamente) werden lauter. Der Flugverkehr und Luftfrachtverkehr werden fast vollständig eingestellt. 6. Haushaltspolitische Auswirkungen: In Deutschland wurde seit 2014 die Haushaltspolitik der schwarzen Null (ausgeglichene Staatshaushalte) verfolgt. Mit der Corona-Krise und der COVID-19-Pandemie erfolgte im März 2020 sofort eine deutliche Abkehr von der Haushaltsdisziplin und die Wirtschaft mit verschiedenen Unterstützungshandlungen umgehend stark gestützt (Kurzarbeitergeld, Kredite, zinslose Stundungen von Steuern durch die Finanzbehörden). Der ursprünglich ausgeglichene Bundeshaushalt 2020 wurde mit einem Nachtragshaushalt entsprechend geändert (156 Mrd. Euro Mehrausgaben, sog. Neuverschuldung oder Schuldenaufnahme). Es ist absehbar, dass aufgrund der Größe der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie diese Abkehr von Dauer sein wird und sein muss, um die Wirtschaft zu stützen und wieder auf die Beine zu bringen. 7. Außenwirtschaftsrechtliche und zollrechtliche Auswirkungen: Deutschland führt aufgrund von § 6 Außenwirtschaftsgesetz (AWG) eine Ausfuhrbeschränkung für persönliche Schutzausrüstungen wie Schutzkittel, Handschuhe, Schutzbrillen, chirurgische Masken und Mund-Nase-Atemschutzmasken ein (BMWi v. 4.3.2020, BAnz. AT 04.03.2020 B1, BMWi v. 12.3.2020, BAnz. AT 12.03.2020 B1, aufgehoben v. BMWi am 19.3.2020, BAnz AT 19.03.2020 B11). Europaweite Ausfuhrbeschränkungen wurden mit der Verordnung (EU) 2020/402 (ELI: http://data.europa.eu/eli/reg_impl/2020/402/oj), geändert mit der VO (EU) 2020/426 (ELI: http://data.europa.eu/eli/reg_impl/2020/426/oj) geschaffen, die für sechs Wochen galt (bis 25.4.2020). Seit dem 26.4.2020 gilt die Ausfuhrbeschränkung der VO (EU) 2020/568 (ELI: http://data.europa.eu/eli/reg_impl/2020/568/oj). Ausnahmen für die Einfuhr von Arnzeimitteln ohne Erfüllung der strengen gesetzlichen Vorschriften nach § 79 Abs. 5 Arzneimittelgesetz (AMG) wurden vom Bundesgesundheitsministerium am 27.2.2020 (BAnz.AT 27.02.2020 B4) geschaffen. Mit dem Beschluss (EU) 2020/491 (ELI: http://data.europa.eu/eli/dec/2020/491/oj) wird von der Europäischen Kommission die Einfuhrabgabenbefreiung für Hilfsgüter beschlossen. Zahlreiche Umsetzungen erfolgen auf nationaler Ebene, um bei der Einfuhr von Waren Erleichterungen bei der Vorlage von Dokumenten bei den Zollstellen zu ermöglichen, welche im Herkunftsland nicht abgesendet werden können. Das gilt auch für die sog. Verbote und Beschränkungen des grenzüberschreitenden Warenverkehrs. Insbesondere die hohen Qualitätsanforderungen an medizinische Schutzausrüstung auf dem Gebiet der Produktsicherheit (Produktsicherheitsgesetz) werden aufgrund der Mangellage zeitweise heruntergesetzt (das CE-Kennzeichen für Schutzmasken und andere medizinische Hilfsgüter ist nicht mehr erforderlich, wenn der hohe Sicherheitsstandard für die USA, Japan oder Australien eingehalten wird). 8. Politische Auswirkungen: Bundeskanzerlin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier richten Fernsehansprachen an die deutschen Bürger. Sie beschwören den Zusammenhalt und das Durchhaltevermögen im gesellschaftlichen Lockdown. Vize-Kanzler und Bundesfinanzminister Olaf Scholz tritt wiederholt in Fernseh-Talkshows zum Thema Corona-Krise auf und erläutert die Abkehr von der Haushaltsdisziplin und die Aufgaben, die auf die Gesamtgesellschaft zukommen. Innerhalb der Europäischen Union (EU) kommt es zunächst auf eine Rückbesinnung nationaler Interessen und die Schließzung von Binnengrenzen im Schengenraum (z.B. zw. Frankreich und Deutschland, Österreich und Italien, Deutschland und Polen). Die COVID-19-Pandemie wird in der EU zu einem weiteren Faktor der Krise der Europäischen Union (Poly-Krise), welche den Zusammenhalt der EU als Ganzes bedroht. Nach etwa vier Wochen dreht sich die Abschottung in eine Welle der Solidarität und COVID-19-Patienten aus Frankreich und Italien werden in Deutschland aufgenommen, Hilfsgüter werden von Deutschland nach Italien, Spanien und ins UK versandt. Politische Debatten wie die Verhandlungen nach dem Brexit über ein UK-EU-Handelsabkommen treten in den Hintergrund, zumal sowohl der britische Premierminister Boris Johnson als auch der EU-Verhandlungsführer Michel Barnier an COVID-19 erkranken. Kanzlerin Merkel begibt sich nach einem Kontakt mit einem COVID-19-infizierten Arzt in eine 12-tägige häusliche Quarantäne. Populisten haben in der COVID-19-Pandemie in Deutschland, Europa und der Welt einen schweren Stand. Sie tendieren dazu, die Pandemie zu unterschätzen und in den betroffenen Ländern deutlich zu spät zu reagieren. Die Folge sind besonders hohe Todeszahlen im UK, in den USA und in Brasilien. Besonders von COVID-19 betroffen sind auch Entwicklungsländer mit mangelnder Wasserversorgung und besonders beengten Lebensverhältnissen (z.B. Armenviertel, Slums) und in Europa die Flüchtlingscamps in Griechenland und auf Malta, wo COVID-19 ebenfalls festgestellt wird. In einem Gefängnis in Chicago werden alle 450 Häftlinge positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Auf einem US-Flugzeugträger und dem französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle bricht COVID-19 aus. 9. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Soziale Medien: Ein Großteil der Gesellschaft in Deutschland aber auch in Italien, Frankreich und Spanien hält sich an die Ausgangsbeschränkungen oder Kontaktsperren. Besonders betroffene Menschen erhalten Einkaufshilfe und Zuspruch, genauso wie die Helfer im medizinischen Bereich. Konzerte werden auf Balkonen und im Internet veranstaltet. Die sozialen Medien bekommen für die eingeschränkte Gesellschaft eine besondere neue Funktion, genauso wie die Fernsehprogramme zu täglichen "Corona-Lagen". Hashtags entstehen auf twitter und stehen für Corona-Botschaften: #Maskeauf, #CoronaDE, #wirbleibenzuause, #FlattenTheCurve, #Coronahilfe, #Gemeinsamzuhause, #Miteinanderstark, uvm. Allerdings werden die sozialen Medien auch von Populisten und Gesellschaftskritkern für die Verbreitung von Falschmeldungen und Angst genutzt (sog. Fake News). 10. Weltweite Suche nach Therapieansätzen und Impfungen: Zunächst gibt es gegen SARS-CoV-2 keine offizielle Medikation, aber verschiedene antivirale Medikamente gegen Virus-Erkrankungen werden im Krankheitsverlauf getestet, u.a. Medikation gegen HIV, Ebola, Grippe aber auch Malaria oder Bauchspeicheldrüsenentzündung - Avigan, Chloroquin, Remdesivir, Camostad, etc. Verschiedene internationale Arbeitsgruppen und Unternehmen arbeiten an Impfmitteln und erste Versuche sind in klinische Studien am Menschen eingetreten (ohne zuvorige Tierversuche). Die WHO koordiniert medikamentöse Studien u.a. mit Remdesivir und Chloroquin und wird kurzfristig Behandlungsergebnisse erhalten und veröffentlichen. Das Universitätsklikium Erlangen versucht aus dem Blutplasma gesundeter COVID-19-Patienten Antikörper zu Therapiezwecken zu isolieren (Immunplasma) und anzuwenden (Immuntherapie). Vom Paul-Ehrlich-Institut (Bundesinstitut für Impfstoffe) wird eine klinische Studie für einen RNA-Impfstoff zugelassen. Weltweit sind damit Ende April 2020 vier SARS-CoV-2-Impfstoffversuche in klinischen Testphasen. Gleichzeitig forschen weltweit mehr als 80 Arbeitsgruppen an unterschiedlichen Impfansätzen gegen das SARS-CoV-2-Virus. 11. Diskussion um den Exit vom COVID-19-Lockdown: Seit Anfang April 2020 wird in Deutschland und anderen Ländern von verschiedenen Stimmen eine Exit-Strategie des totalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lockdowns gefordert. Wissenschaftler und Politiker mahnen zur Vorsicht, um nicht umgehend eine zweite Welle der COVID-19-Erkrankungen zu erhalten. Nach Ostern 2020 - am 15. April 2020 wurde bundesweit von den Ministerpräsidenten und der Bundesregierung abgestimmt, welche Maßnahmen gelockert und welche beibehalten werden müssen und ob alle Bundesländer gleich verfahren müssen (Bayern, Baden-Württemberg und NRW sind mit Abstand am meisten von den Erkrankungen betroffen). Am 15. April 2020 werden erste Lockerungen der Kontaktsperren bekanntgegeben: Kleine Geschäfte des Einzelhandels dürfen wieder öffnen (Geschäftsgröße bis 800 m2). Kfz-Händler, Fahrradhändler, Buchhändler dürfen öffnen. Schulen sollen wieder ab dem 4. Mai 2020 nach Jahrgängen öffnen (Abschlussklassen und Übergangsjahrgänge zuerst). Grenzkontrollen zu Frankreich, Österreich, Polen und Tschechien werden vom sog. Corona-Kabinett um drei Wochen bis 3.5.2020 verlängert. Das Tragen einfacher Schutzmasken im öffentlichen Personennahverkehr und in Geschäften wird dringend empfohlen, aber bundesweit zunächst nicht verpflichtend angeordnet. Die folgenden Bundesländer ordnen eine Maskenpflicht für den Personennahverkehr und die Nutzung von Ladengeschäften an: Baden-Württemberg, Brandenburg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, NRW, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen (Stand: 22.4.2020). Behelfsmasken werden oftmals in Handarbeit gefertigt und sind wiederverwendbar. Gottesdienste dürfen nach und nach wieder gefeiert werden. Alle Großveranstaltungen werden bis Ende August 2020 abgesagt. Auch das Oktoberfest 2020 in München wird abgesagt. In den Bundesländern laufen die schriftlichen Abitur-Prüfungen an. Das Corona-Kabinett der Bundesregierung tagt 14-tägig und die Kanzlerin berät anschließend mit den Ministerpräsidenten. Am 30.4.2020 wird die baldige Öffnung der Spielplätze verkündet. Ende April 2020 setzt sich die Einsicht durch, dass die Bundesländer unterschiedlich stark von COVID-19 betroffen sind und in einigen Bereichen daher auch unterschiedlich verfahren dürfen. Der Bundesverkehrsminister kündigt an, dass die Maskenpflicht auch für Fernreisezüge gelten solle. Die Lufthansa denkt über eine Maskenpflicht für die Wiedereröffnung des Luftverkehrs nach. 12. Verbrechen und Betrug rund um die COVID-19-Pandemie: In Deutschland ist es Anfang April 2020 zu großem Betrug um die Soforthilfen der Landesregierung von NRW für betroffene Unternehmer bekommen, indem Kriminelle die Antragsdaten der Unternehmer abgegriffen haben. Weltweit warnen die World Customs Organization (WCO), INTERPOL und EUROPOL vor gefälschten Medizinprodukten, gefälschten Medikamenten und Online-Betrug durch gefälschte, bzw. nicht gelieferte Medizinprodukte/Medikamente. 13. Debatte über die Genauigkeit der veröffentlichten Fallzahlen In Deutschland veröffentlicht das Robert-Koch-Institut täglich die ihm gemeldeten Fälle bestätigter COVID-19-Infektionen und -Todesfälle. Gleichzeitig sammeln verschiedene andere Universitäten und Insitute Daten aus verschiedenen Quellen (z.B. Länder und Landkreise Deutschlands), so dass u.a. die Johns Hopkins University täglich höhere Zahlen meldet als das RKI. Weltweit sind die veröffentlichten Zahlen schwer vergleichbar, weil sich sowohl die Zahlen der Testungen deutlich voneinander unterscheiden und gleichzeitig verschiedene politische Regime kein Interesse an der Bekanntgabe der COVID-19-Zahlen in ihrem Land haben, z.B. Nordkorea. Die Stagnation der Zahlen von COVID-19-Erkrankten und -Opfern in China wird von vielen Seiten bezweifelt. Australien fordert eine neutrale Untersuchung der WHO-Reaktion und die US-Regierung und teile der deutschen Politik hinterfragen die Lage in China. Vgl. Wirtschaftskrise, Kriegswirtschaft, Krise der Europäischen Union, Brexit, World Health Organization, Robert-Koch-Institut, Lockdown, Maskenpflicht, Corona-Virus, Corona-Bonds, Corona-Hilfen, Influenza-Virus, Pandemie, PandemiefolgenabmilderungsG, Zoonose. Autor: Dr. Carsten Weerth BSc LLM MA URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/covid-19-pandemie-122468