Über die Empfindung in den ästhetischen Theorien Abhinavaguptas und Zeamis - Ein Beitrag zur Perzeptionsgeschichte im indischen und japanischen Mittelalter
Main Author: | Vogler, Petra |
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Format: | info publication-workingpaper |
Terbitan: |
, 2019
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Subjects: | |
Online Access: |
https://zenodo.org/record/3349995 |
Daftar Isi:
- Der Beitrag sucht eine Auseinandersetzung mit den ästhetischen Theorien der beiden Philosophen, Gelehrten und Künstler Abhinavagupta (ca. 950-1020) und Zeami Motokiyo (ca. 1363-1443) und bettet diese in ihre jeweiligen gesellschaftlichen und gedankenge-schichtlichen Kontexte ein. Dies bedingt im Falle Abhinavaguptas eine vertiefte Darstellung der Tradition des Kashmir Śaivismus, im Falle Zeamis eine ausführliche Betrachtung der zen-buddhistischen Lehre. Der Artikel baut sich wie folgt auf: zunächst wird in die eben erwähnten jeweiligen Denktraditionen eingeführt, im Anschluss daran wird der Begriff der ästhetischen Erfahrung generell erläutert und im Besonderen im Hinblick auf ihre Funktion und Möglichkeit im Bereich der Darstellenden Künste und des Performativen vertieft dargestellt. Im Zentrum steht hier die Frage, in welcher Form Kunst, Ästhetik und Denktradition einander bedingen und auf welche Art und Weise Elemente und Strukturen ihrer wechselseitigen Aufeinanderbezogenheit sichtbar werden. Ausführlich betrachtet werden zudem die Rolle des Künstlers und des Schauspielers sowie dessen Beziehung zum Publikum und zum Betrachtenden. Der im indischen Kaschmir geborene Abhinavagupta galt als großer indischer Philosoph, Mystiker, Künstler und Gelehrter. Seine Wirkung auf die indische Kultur und Philosophie war äußerst bedeutend; vor allem prägte er die philosophische Strömung des Kashmir Śaivismus (vgl. hierzu Chatterji 1962, Witzel 1991). Seine bekanntesten Werke sind zum einen das Tantra-āloka (Das Licht des Tantra)[1], eine Abhandlung der philosophischen und praktischen Aspekte der beiden kashmir-śaivitischen Konzepte des Trika und des Kaula, zum anderen das Tantra-sāra (Die Essenz des Tantra) sowie sein zum Naṭyaśāstra verfasster Abhinavabharati-Kommentar. In seiner ästhetischen Philosophie vertritt er unter anderem die Auffassung, dass es sich bei ästhetischer Empfindung und Wahrnehmung um eine ontologische Kategorie handele, welche grundlegend sei für die grundlegende Entfaltung menschlicher Lebensenergie sowie für die eigene Verortung des Menschen in der Welt und im Universum. Der aus Japan stammende Zeami Motokiyo gilt heute noch als einer der bedeutendsten Dramatiker, Schriftsteller, Denker und Schauspieler des japanischen Nō-Theaters, dessen ästhetische Tradition in den zen-buddhistischen Denkrahmen des damaligen Japans eingebettet war. Er war der Sohn des bekannten Sarugaku-/Kiyotsugu-Darstellers Kan'ami, welcher diese Kunstform als erster darstellender Künstler vor dem Shogun darbringen durfte. Bekannte Schriftwerke, darunter sein bekanntestes Theorienwerk Kadensho oder Fūshikaden, entstanden über einen Zeitraum von ca. dreißig Jahren. Sie enthalten das für seine Kollegen der Kanze Nō Troupe, für seine Schüler und nachfolgende Generationen darstellender Künstler bestimmte Lehrwissen des Meisters. [1] Es gibt neben der Originalschrift eine bedeutende Übersetzung in einer europäischen Sprache, nämlich das Luce dei Tantra (Tantrāloka), aus dem Sanskrit ins Italienische übersetzt von Raniero Gnoli (siehe Literaturverzeichnis).